Lebens|t|räume Magazin

Ausgabe November 2022

Klopftechniken
Frithjof Krepp: Meridian-Klopftechniken – Die Heilung der Gefühle

Medizin und Bewusstsein
Dr. med. Uwe Reuter: Seit der Pandemie gilt erst recht: Der Mensch allein steht im Mittelpunkt
Claus Georg Tornai: Die spirituelle Dimension der Psychosomatischen Energetik
Isabel Scholz: Körper-Resilienz – So erreichst du Ruhe, Stabilität und Widerstandskraft

Zur Besinnung
Wolfgang Maiworm: Ordnung der Liebe

…und vieles mehr

Liebe Leserinnen und Leser,

Alles ist Nichts und Nichts ist Alles. – Kannst Du dem folgen? – Jene, die meinen Gedanken folgten, die ich über mehr als 25 Jahre monatlich in den Editorials veröf fentlichte, ganz bestimmt, denn ich beschrieb immer wieder den „Hüter der Schwelle“, jenes saturnine Nadelöhr am Übergang vom Messbaren ins Unermessliche. Hier ist die „Borderline“, die unter anderem auch die Beziehung von Subjektivität und Objektivität kennzeichnet – und die Macht der Leere verstehen lässt. Hier wird klar, dass nichts existiert außerhalb Deiner Beziehung von Subjektivität und Objektivität. Du bist Dein Ziel. Ein anderes geht in die Irre. Doch wie weit reicht Deine Wahrnehmung bis hinein in die Macht der Leere? Erinnerst Du Dich an die Zen-Geschichte von Subhuti, der eines Tages im Zustand tiefster Leere unter einem Baum saß – und Blüten auf ihn herabfielen?

Die Götter flüsterten ihm zu: „Wir loben dich für deine Abhandlungen über die Leere.“ Darauf Subhuti: „Aber ich habe niemals über die Leere gesprochen.“ Die Götter erwiderten:“ Du hast nicht über die Leere gesprochen, wir haben die Leere nicht gehört; das ist die wahre Leere.“ –

Und Blütendolden rieselten auf Subhuti herab wie Regen. („Ohne Worte – ohne Schweigen“ von Paul Reps)

Und nun wird in meinem Diesseits diese Geschichte zu einem Erlebnis besonderer Art: Meine Enkelin Jana schrieb ihre Master-Arbeit über das „Nichts“ und fragt darin, „ob das Nichts das Gegenteil von Existenz und Wahrnehmung ist“. Sie fragt weiter: „Gibt es überhaupt eine Wahrnehmung der Leere und ist das menschliche Gehirn in der Lage, die Erfahrung des Nichts zu verarbeiten? Und eine erste Antwort gibt sie auch: „Es gibt den Punkt, an dem alles verschwindet und nichts mehr existiert.“ Sie beweist es entsprechend der zugrundeliegenden Aufgabe, dieses Phänomen als Produkt-Designerin anschaulich zu machen. Dazu wählt sie ein Experiment der Ich-Erscheinung im Spiegel, und sagt dazu: „Wenn wir in den Spiegel schauen, können wir das Spiegelbild von uns selbst nicht einfach ignorieren. Das Ich kann das Bild, das ihm im Spiegel gegenübersteht, nicht ignorieren. Es geht also nicht darum, die Fähigkeit zu verlieren, sich selbst zu sehen, sondern vielmehr darum, zu verschwinden, indem man aufhört, sich selbst zu beurteilen und das Ich zu vergessen, um fortzufahren, sich im Nichts aufzulösen. Mit anderen Worten: Wir müssen uns eine neue Art des Sehens aneignen, die nicht mehr zwischen dem Spiegel und dem Spiegelbild unterscheidet. Dann löst sich die Grenze auf.“

Weitere Versuche von Unterstimulation und Überstimulation führen sie zu Sartre, der sagte: „Das Nichts liegt im Herzen der Sinne.“ Hör, Sehund Geschmacks-Sinn werden in eine Reise ins Nichts geführt, in ein Verschwinden der Selbstwahrnehmung, in eine Auflösung der Sinne. Und so entsteht die Frage: „Welche Art von Erfahrung bleibt übrig, wenn alle Sin- ne entfernt sind?“

Als Produkt-Designerin muss sie etwas kreieren, das eine Antwort dazu bereithält. Und das ist genial:

Sie entwickelt mit „Paul a chocolate“ eine Schokoladenpraline, die ich probiert habe und voll und ganz bestätigte, was bis dahin in der Theorie drohte steckenzubleiben. Hier Janas Erklärung zum nachhaltigen Erlebnis: „Die makellose kugelförmige Praline spiegelt die Perfektion und Ausgeglichenheit wider, die wir sinnbildlich mit unserem ersten Biss durchbrechen müssen, um das Nichts zu erfahren. Erst mit dem Aufbrechen dieser Borderline und dem Biss in die Praline überschreiten wir die Grenzlinie zwischen Nicht-Schmecken und Schmecken. Das Geschmackserlebnis beginnt. Zuerst breitet sich die einladende Schokoladenganache auf der Zunge aus. Reichhaltigkeit und Süße pur. Die Schale bricht beim Kauen immer weiter auf, kleine Kristalle schmelzen, und der Mund beginnt zu kribbeln. Die Aromen von Zartbitterschokolade und Zitrone werden mit der Zeit immer deutlicher, bis schließlich eine leichte Würze aus dem Hintergrund auftaucht. Der Geschmack auf der Zunge wird allmählich durch die Einführung von Szechuan-Pfeffer aufgebrochen. Er betäubt nach und nach den Mund und macht ihn geschmacklos. Bis „Nichts“ mehr übrig ist…..Durch die Kombination mehrerer Sinne zu einem Gesamterlebnis intensiviert sich die Erfahrung.“

Und das gehört als Ergebnis auch dazu: „Eine Reduzierung aller Sinne war nicht komplett möglich. Es ist folglich nur ein Teilaspekt des Nichts zu zeigen gewesen. – Das Nichts an sich ist weder greifbar, noch in seiner Ganzheit zu erfassen, sondern nur an der Borderline zwischen den Extremen für Momente zu erahnen.“

So anschaulich habe ich es selten erlebt – und anschaulich erklärt bekommen, dass die Ewigkeit im Augenblick ist, Sterben und Auferstehung in einem Nu sich offenbaren – und fallende Blütendolden den Sinn des Lebens präsentieren….

Herzlichst, Wolfgang Maiworm