Lebens|t|räume Magazin

Ausgabe Juli 2020

Liebe Leserinnen und Leser,
für mich ist es seit vierzig Jahren mehr und mehr zum Weinen, wenn ich sehen muss, wie viel Energien verschleudert werden, weil die Einsicht fehlt, dass alles in dieser Welt einem gesetzmäßigen Plan folgt. Vordergründig sagen ja schon viele „es gibt keinen Zufall“, aber das ist in aller Regel nicht verinnerlicht, denn in der Konsequenz wäre es allen klar, dass das sogenannte Schicksal das ist, was zur Gesundung des Einzelnen und des Ganzen geschickt ist (Schick-Salut).
Es ist nach dem Plan bestimmt, wie er in der Abstraktion der Geschichte der „Vertreibung aus dem Paradies“ gesetzmäßig erfüllt werden muss: Über die Erkenntnis, dass die Gegensätze zusammengehören, dass das Getrennte am Baum des Lebens aufgerichtet werden will, um heil zu werden – so, wie es im Caduceus bzw. Aeskulap-Stab über die Schlange(n), die sich emporwindet (n), symbolisch gezeigt wird. Bezogen auf das Männliche und Weibliche ist also erst einmal anzuerkennen, dass sie sich unterscheiden in zwei Hälften, die ein Ganzes ausmachen. Da alles in dieser Welt in „männlich“ oder „weiblich“ eingeteilt ist, in plus und minus, in oben und unten, vorne und hinten, geben und nehmen usw., ist demzufolge die Leben bejahende Aufgabe, das, was unterschieden wird, als zusammengehörig zu begreifen. Es geht also nicht um entweder:oder, sondern um sowohl:als auch.“
Jetzt übertragen wir dies auf die Welt, in der wir leben – und stellen fest, dass die Subjekte (Personen, Nationen) miteinander streiten: um Macht, Einfluss, Vorstellungen, Ideale. – Es geht um das Geben und Nehmen von Rohstoffen, nicht um das Teilen von Gutem, Schönen, Wahren.
Kriege werden geführt, im Kleinen und im Großen; es wird gestritten zwischen Mann und Frau. Es geht um das Haben, nicht um das Sein. So wird kein paradiesischer Zustand geschaffen. – Das ist die Feststellung. – Und warum ist das für mich zum Weinen?
Tausende Lebenspläne (Horoskope, die auf den Anfang jeden Lebens oder Ereignisses gemacht werden) durf te ich in vierzig Jahren einsehen und feststellen, dass im Anfang das Ende liegt, dass im Samen die Frucht liegt, dass Mikrokosmos gleich Makrokosmos ist, dass der alte Goethe Recht hat, wenn er sagt „So wie am Tag, der dich der Welt verliehen, die Sonne stand zum Gruße der Planeten, so bist auch du fort und fort gediehen: nach dem Gesetz, nach dem du angetreten. – Du hast das Recht, deine Pflicht zu tun, d.h. das, was dir, dem Subjekt, als Auf trag zufällt, zu erfüllen. Dann bist du in deinem Gesetz. Etwas anderes sein zu wollen, bringt dich vom Anliegen, das dir eingeboren ist, ab. Du bist fremdorientiert. Deine Seele weiß das – und
sie ist eine wissende Substanz, die dich durch sogenannte Schicksalsschläge wieder in die Spur deiner Bestimmung bringt. –
Wenn ich nun sehe, dass diese „Subjekte“ entsprechend der Symbolik in der Paradieses-Geschichte sich im Staub dieser Erde wälzen, Gift und Galle spritzen, im Gegeneinander sich rechthaberisch zerfleischen – und jeder davon überzeugt ist, das Gute zu vertreten – ACHTUNG – wähnen sie sich im Recht, und sie vertreten ihre subjektive Wahrheit auch gut, wenn sie diese FÜR eine übergeordnete Erkenntnis offenbaren, das heißt neben die anderen guten Wahrheiten der Mitstreiter stellen. Wenn sie ihre Wahrheit aber gegen die andere Wahrheit stellen, entbehrt das jeder Weisheit und jeder  Klugheit, denn die Wirklichkeit (bzw. die EINE göttliche WAHRHEIT) kennt so viele Wahrheiten wie es Subjekte auf dieser Welt gibt. Alle Wahrheiten wollen zusammengeführt werden – aus der Vielheit soll EINheit geschaffen werden.
Wenn das Subjekt dies erkannt hat, ist es als spirituell erwachter Mensch berufen, durch den Verlust des ICHs das Selbst-Verständnis zu finden, das eins ist in allem, vollkommen und ganzheitlich in jedem. – Der erwachte Mensch, der das Göttliche in sich gefunden hat, ist strebend bemüht, als Individuum diesem EINEN zu dienen und auf diese Weise Glied einer Gesellschaft zu sein, die in Erziehung, Wissenschaft, Kunst und Ethik, in Wirtschaft und Politik spirituelle Leitlinien hat. Dann ist das Dasein in allen Bereichen nicht mehr auf materielle Zwecke ausgerichtet, sondern alles, was ist, sind  Seelenaspekte, die gewollt sind, die entwickelt werden wollen am „Baum des Lebens“ – der sogenannte Verbrecher wie der sogenannte Heilige.
Eine so spiritualisierte, bewusste Gesellschaft – Nation oder Staat – würde nicht mit Giftgas auf andere losgehen, würde niemals andere versklaven,  sondern wohlwollend jedem die Freiheit geben, sich zu entwickeln. Da braucht es die Anerkennung, dass JEDER nach seinem Gesetz in dieser Welt angetreten ist. Jeder ist sich selbst göttliches Gesetz, wo ich und die Umwelt EINS sind, wo die Befreiung vom Ego die Freiheit bedeutet, das Andersartige –Mensch, Tier, Pflanze, Mineral – als zum Ganzen Gehörendes, zum Wohle des Ganzen zu Förderndes zu sehen und zu behandeln. Persönliche Freiheit wird im Zusammenhang mit der Freiheit aller gesehen. Das bedeutet, nicht für das individuelle Ich zu leben, auch nicht für ein kollektives Ich, sondern für das Göttliche in jedem Ich innerhalb dieses Weltalls….
…und das Weinen weicht einem befreienden Lächeln….
Herzlichst,
Wolfgang Maiworm