JANUAR – EDITORIAL von Wolfgang Maiworm:
Liebe Leserinnen und Leser,
erkennen Sie mich? Ich denke, es ist nicht schwer, denn Dimitri Vojnov, der Maler, den ich Ihnen schon öfter ans Herz legte, weil er ein ganz großer Künstler ist, hat mich in seiner unerschöpflichen Fantasie als Wolfgang Amadeus Mozart zwar persifliert – und mir eine Mozartkugel auf den Kopf gesetzt – doch jene, die dieses 30 x 30 cm große Bild während des Kongresses „Medizin und Bewusstsein – Quellen des Lebens“ in Königstein an seinem Ausstellungsstand sahen, haben mich sofort erkannt und sich lediglich wundern dürfen, dass ich mit fast 72 Jahren das frische Gesicht eines Dreißigjährigen im Bild tragen darf. Nun, dieses kunstvolle Schmeicheln gefällt mir. Ansonsten bin ich dafür, mich ganz an der Realität zu orientieren. – Ich freue mich auf Ihre Anregungen in 2017.
PROSIT NEUJAHR! – Das Jahr 2017 wird Ihnen zumindest „Lebens(t)räume“ bringen. Und außerdem vermitteln, was es bedeutet „….heute leben mit FLIEGE“ als Anregung für ein liebevolles, Gott zugewandtes Leben zu nutzen.
Die Titelthemen dieser ersten Ausgabe im Jahr („Bindung und Freiheit“ und „Mein Nächster: Freund und Feind“) regen mich an, mich intensiv mit dem Thema LIEBE auseinander- bzw. zusammenzusetzen.
Sie wissen ja schon, dass für mich Liebe ein Synonym für Leben ist. Es ist die vorwärts drängende Energie, die keine Grenzen kennt.
Damit ist klar, dass jede Trennung durch die Liebe aufgehoben wird. Sie erfüllt das Paradoxon, dass sie sich durch Teilung multipliziert.
Das bedeutet zwangsläufig, dass kaum eine Beziehung wirklich auf Liebe beruht, denn in aller Regel wird nicht geteilt, sondern im Gegenteil eine scharfe Grenze gezogen: entweder schon zwischen den Partnern, die jeweils ihr Ego in einem Machtkampf durchzusetzen suchen, oder aber im Verhältnis des Paares zu anderen, weil diese für den Bestand des Konstruktes Ehe eine Gefahr darstellen könnten.
In meiner Praxis als Astrologe habe ich tausendfach feststellen dürfen, dass es zwei Varianten für die Wahl des Partners gibt: Entweder sucht eine innere Instanz (das Unterbewusstsein) das absolute Gegenteil, weil sich nun ´mal die Gegensätze anziehen, oder aber man sucht bzw. findet das Gleiche, weil sich „gleich und gleich gern gesellt“. Im ersten Fall ist viel Arbeit angesagt, um bewusst zu einer Mitte zu finden: zu einem gemeinsamen Leben, in dem die Gegensätze akzeptiert sind. Im zweiten Fall ist es lange eine harmonische Friede-Freude-Eierkuchen-Schwingung, die aber selten ein Menschenleben überdauert, denn es wird irgendwann sehr langweilig, bei natürlicher Veränderung des Einzelnen einen Rhythmus zu finden, der eine verborgene Harmonie befriedigt, wonach Zwietracht und Widerspruch als bewusste „Werkzeuge“ zur Schaffung von Eintracht genutzt werden.
In jedem Fall gilt, dass die Einhaltung gesellschaftlicher Kriterien eine Grenze darstellt, die die Liebe unterdrückt. – Nehmen wir das Thema Treue als Beispiel für eine nähere Betrachtung:
Jedes menschliche Temperament ist in unterschiedlicher Weise treu. Ein Feuer-Typ (naheliegend: Widder, Löwe, Schütze) muss die Form, in der er wirkt, wenn er sich verwirklicht und sich nicht unterdrücken lässt, zerstören. (So wie es die Flamme einer Kerze macht, wenn sie sich aus dem Kerzenkörper nährt.) Die partnerschaftliche Beziehung wird zwangsläufig nur benutzt, um daraus etwas zu entwickeln. Man brennt durch, wenn man sich treu bleibt. –
Ein Erd-Typ (naheliegend: Stier, Jungfrau, Steinbock) identifiziert sich mit der Begrenzung, mit dem Körper, mit der Materie und versucht sie zu bewahren. Wenn also einmal eine Art Zaun um die Beziehung gebaut ist, wird alles, was den Anschein macht, den Zaun überspringen zu wollen, als rotes Tuch gesehen – und zurückgewiesen. Der Partner wird als zu schützendes Eigentum betrachtet. Der Eindringling (eine neue Liebe) ist der zu bekämpfende Feind. Sich treu sein, heißt dann, die Todesstrafe einzuführen und durchzusetzen.
Der Luft-Typ (naheliegend: Zwilling, Waage, Wassermann) sucht die Vermittlung zwischen den vermeintlichen Gegensätzen des Feurigen und Erdigen. Die Unterstützung gilt äußerlich dem Feurigen, denn ihre Ideenkraft erwirkt, dass sich aus dem Funken eine Flamme ergibt, und daraus dann ein Flächenbrand. Die dabei aufgebrauchte Materie wird dadurch ihrem Sinn zugeführt, denn sie soll ja dem Höheren dienen und sich zur Verfügung halten. So wird es in Beziehungen, die luftig angelegt sind, dazu kommen, dass man immer wieder ´mal „fünf gerade sein lässt“ und das Bewahren von Vorstellungen und „Sicherheiten“ einfach sein lässt. Treue ist in diesem Fall, der Veränderung zuschauen zu können. „Der Nächste bitte!“
Der Wasser-Typ (naheliegend: Krebs, Skorpion, Fische) setzt alles auf Einfühlung. Entweder ist er seinen Gefühlen in der Tiefe seiner individuellen Seele verpflichtet oder aber den Gefühlen seines Gegenübers. Hingabe ist das Zauberwort, weil die Vorstellung genährt wird, dass das Wichtigste im Leben die Gefühle seien. Dass diese wechselhaft sind und jede Form verlassen, wenn man ihnen eine Chance dazu gibt, ist meistens ausgeblendet. So sind Partnerschaften dieser Art die illusionärsten. Man suhlt sich in einer vorgefertigten Form, solange diese besteht. Wird sie schicksalhaft aufgehoben, fließt man zwangsläufig auf eine tiefer gelegene Ebene. So geht das bis zum Abgrund. So wie jede Form zur Neige geht, werden auch die daran gebundenen Gefühle sterben. Diese Form der Treue wird in der Gesellschaft hochgehalten, ist aber auch nur ein Aspekt von dem, was den hilflosen Versuch ausmacht, Liebe zu begrenzen.
Liebe lässt sich nicht in irgendein Temperament, in ein Dogma, eine Vorstellung pressen. Sie will in dieser Welt im Kampf der Elemente ihr erhabenes Sein offenbaren. Sie wird immer zeigen, dass es sinnlos ist, sich gegen sie zu wehren. Selbst dann, wenn aus „Liebe“ gemordet wird, wenn Hass als eine der Liebe entsprungene Handlungsweise Verwirrung, Enttäuschung und Zerstörung erwirkt, ist bei näherer Betrachtung das Leben nicht von der Liebe zu trennen. Jede Niederlage, die der Mensch einstecken muss, weil seine Vorstellung von Dauerhaftigkeit, Treue und Sicherheit nicht aufgehen kann, ist letztlich ein Gewinn. Denn das Leben geht weiter. Eine neue Liebe ergibt sich. Eine Re-Sozialisierung ist in der Gesellschaft immer möglich, wenn der Liebe Raum und Zeit gegeben wird. Jeder hat nicht nur das Recht auf Liebe, er ist Liebe. Es will nur bewusst gemacht werden. Dazu bedarf es der Bereitschaft, alles, was ist, aus der Liebe kommend zu begreifen und anzunehmen – egal, welche seltsamen Formen sie auch zeigen mag.
Bleiben wir bei dem Beispiel der brennenden Kerze:
Wenn Kerzenkörper, das flüssig gemachte Wachs, die die Flamme mit nährende Luft und die Flamme selbst eine untrennbare Einheit bilden, wenn es darum geht, Licht in die Welt zu bringen, so sind auch Ihr Körper, die darin pulsierenden Gefühle, ihre Gedanken und Ideen und die Bereitschaft dem Höheren zuzustreben, eine Einheit. Total und ekstatisch wird dies, wenn Sie vollbewusst all diese Gegebenheiten offenbaren und damit selbst eine einzigartige Weise der allumfassenden LIEBE sind.