Lebens|t|räume Magazin

Ausgabe Oktober 2022

Gesund bleiben – Krankheit heilen
Lara Weigmann/Wolfgang Maiworm: Erfahrungen in der „Klinik im Leben“
Silke Lang: Was steckt dahinter?
Johannes Galli: Kaltwasserschwimmen
Michael Larrass: Gier und die Pandemie
Lara Weigmann/Wolfgang Maiworm: Swiss Mountain Clinic – Erfahrungsbericht

…und vieles mehr

Liebe Leserinnen und Leser,

wohin nehme ich Sie heute mit? – Ich schlage vor, dass Sie mir wieder einmal in die Welt der zusammengehörenden Gegensätze folgen. Hier ist klar, dass etwas entweder heiß oder kalt ist.

Okay. Dazu gehört die Unterscheidungsfähigkeit, die wir früh in unserem Leben lernen. Doch im Laufe der Zeit merken wir, dass Heißes erkaltet und Kaltes sich erhitzt. Das Unterschiedene ist wandlungsfähig. Mehr noch: Unsere Begriffe von heiß und kalt werden als zusammengehörig erfasst, denn wenn man etwas heiß empfindet, bezieht man sich indirekt auf das Gegenteil: es ist nur möglich, weil wir kalt als den Gegenpol kennen.

Das ist die Welt. Sie kennt die Trennung. Sie ist polar. – Wollen wir diese Trennung aufheben, wird das entweder:oder zur Basis der Betrachtung: Wir machen unsere Hausaufgaben und stellen fest zu oben gehört unten, zu hinten ein vorne, zu richtig das falsch usw. Da sollte es kein weiter Schritt sein, zu erkennen, dass sich das Gegenteilige offenbar bedingt; es will wieder als Einheit in ein sowohl:als auch einmünden. These und Anti-These wollen zu einer Synthese finden.

page3image28199776 page3image28202480Das ist der Heilsweg, wie er im Caduceus (Hermesstab) (Abb. links) und im Äskulap-Stab (Abb. rechts) der Ärzte symbolisch gespiegelt ist: die Schlange (=Messias) windet sich aus dem Staub der Erde, dem Gebundensein an die Polarität, um sich über das entweder-oder zu erheben, das Trennende zu überwinden, zur Gesundheit zu verhelfen und heimzukommen ins Paradies der Erkenntnis, dass zu allem, was ist, ein Gegenteiliges ist: eine Wahrheit, die integriert werden will, ein Andersartiges, ein Fremdes, ein Feindliches, das akzeptiert und gleichberechtigt ist.

Übertragen wir das auf das, was wir gerade er- leben, so gibt es zur These Krieg die Anti-These Frieden. Sie gehören in einer Synthese zusam- men: Ohne Krieg kein Frieden, ohne Frieden kein Krieg. Ob wir das wollen oder nicht, es ist das Gesetz dieser Welt. Es ist das Teuflische mit den zwei Hörnern. – Wer das nicht von einer Warte aus betrachten kann, die ihn oder sie den Überblick zu dem wahrnehmen lässt, was wir seit dem Beginn irdischen Da- seins kennen, ist und bleibt Wünschen und Hoffnungen ausgesetzt, die sich nie erfüllen lassen.

Erst dann, wenn wir einem Jesus-(Messias-) Weg folgen, der besagt, dass wir die Welt überwinden müssen, indem wir uns dem Satan stellen und unsere Verzweiflung auf dem persönlichen Golgatha-Gipfel, dem Höhepunkt des Seins, dem Tod, bekennen und schließlich begreifen: Der Vater und ich sind eins. Mit anderen Worten: Ich habe die Zweiheit, die Welt, überwunden, bin wieder vereinigt mit dem, was Einheit im Leben bedeutet: mit Gott, mit Allah – mit dem Gesetz, nach dem wir in diesem Leben angetreten sind: heil zu werden, etwas zu vervollkommnen, über unser Ego-Bewusstsein hinauszuwachsen, zum Über-Menschen in diesem Sinne zu werden.

Wie es die Schlangensymbolik zeigt, ist das nur über eine ständige Wandlung, eine ständige Häutung möglich. Wir müssen in Bewegung bleiben, von links nach rechts und von rechts nach links. Die Pole müssen bei dieser Bewegung bis ins Extrem durchdrungen wer- den. Heiß und kalt wollen in ihrer Einseitigkeit durchlitten werden, um schließlich neutralisiert werden zu können. Das Eine ist so gut wie das Andere. Es ist aber auch so böse wie das Andere. – von daher nehmen wir doch gleich gut und böse zusammen, rollen sie zu einer einzigen Kugel – und werfen sie weg.

Ja, lasst uns unsere Feinde lieben lernen. Lasst uns das Gegenteilige annehmen und die ganzen ISMEN, die diese Welt in Trennung halten, als das Teuflische erkennen und zum Teufel schicken, d.h. in der Welt lassen. Wir aber wollen die Welt überwinden und einen erhabenen Standpunkt einnehmen, der das Äußerste, das Extremste zulässt: Wir lieben Putin. Wir lieben Silenskyj. – Sie zeigen uns, was in der Einseitigkeit des entweder-oder an Stumpfsinn steckt. Doch sie zeigen auch, dass wir offenbar in der breiten Masse immer noch Feindbilder brauchen, um unseren jeweiligen Standpunkt zu beschreiben, zu erhärten und zu verteidigen – und das, obwohl vielen klar ist, dass es genau so viele Wahrheiten gibt, wie es Standpunkte zur Wirklichkeit gibt.

Ach ja, da gibt es ja vermeintlich zu verteidigende Werte wie Kapitalismus oder Kommunismus. Sie treffen sich in Fanatismus, Idealimus, Illusionismus.

Besinnen wir uns besser auf das, was der Dalai Lama als Botschaft für alle formuliert hat: Ethik ist bedeutsamer als Religion.

Jeder trage den Ring (seiner Wahrheit) im rechten Bewusstsein. So führen alle Wege in das Himmelreich, das „Nathan der Weise“ verheißen hat. Aber auch Jesus, Buddha, Mahavir, Jahwe und…

DU?

Alles Liebe,

Wolfgang Maiworm